Birthday challenge 2k16

Gleich geht's los. (c)jneu
Gleich geht's los. (c)jneu

Sonntag, 13.3.2016 - Birthday Challenge.

Das Ziel steht fest - 33 Routen sollen rotpunkt geklettert werden! Insgeheim schwebt mir aber ganz klar die 50er Marke vor. Große Worte - ich hab in Wahrheit keine Ahnung was mich erwartet. Lange Alpintouren hab ich schon gemacht, mit 8ern als Schlüssellänge, doch ich hab keinen blanken Schimmer wie es mir körperlich gehen wird. Auf jeden Fall hab ich seit langem drauf gewartet und ich bin fest entschlossen, den Plan auch durchzuziehen, egal was passiert.

Zum Beispiel regnet es.

09:05 - Bei leichtem Regen holt mich Jürgen vor der Haustür ab. Erster Stop: Reifen aufpumpen und Jause aufpeppen bei der Jet. Hinhaltetaktik ist angesagt, denn laut Wettervorhersage soll es um 11.00 besser werden. Mal sehen.

 

10:01 - Wir schlagen das Basecamp im Sektor Winklerturm auf. Nach ein paar Fotos geht's im Sektor Windleger auch schon zur Sache. Nach einem 3er free solo stellt sich die Frage nach der Kletterethik. Toprope geht ja wohl gar nicht! Aber wenn keine Zwischenhaken vorhanden sind? Wie zum Beispiel in besagtem Sektor? Abgesehen davon nieselt es immer noch und der Fels ist stellenweise richtig nass. Dann doch lieber Toprope, ich hab keine Lust mir beim Aufwärmen das Kreuz zu brechen. Gesagt, getan und schon haben wir den ersten Sektor in der Tasche.

 

10:40 - Und der zweite folgt sogleich. Sektor Schwarze Platte. Die Touren 7 - 17. Elmar kommt mit Family zum supporten und quatschen! Sehr nett. Er darf gleich Fotos machen.

 

11:30 - Es nieselt immer noch. Im Sektor Winklerturm warten die ersten 6+ und 7- Routen. Back to back sind die ganz schön pumpig. Ich muss mich im "Arnos Traumweg", dem "Maixweg" und der berüchtigten "Comici" zum ersten Mal richtig festhalten. Aber alles läuft nach Plan und ich hab die ersten 25 Touren in der Tasche. Dem Jürgen wird's langsam Fingerkalt und er wärmt sich mit der "Winkler-Trilogie" und der "Comici" auf. Also hinterher hat er warme Finger, währenddessen eher nicht. ;)

 

13:00 - Wir übersiedeln in den Sektor Platten. Einige (Riss)Klassiker stehen auf dem Programm. "Silent feet" (7),  "Schwarzer Riss" (7+) und "Weiße Pracht" (7+). Bei feuchten Plattenrissen heißt's satt steigen und beherzt zugreifen. Zum Glück geht mit etwas Hüftreibung alles gut und ich kann alles sturzfrei klettern. Auch Jürgen lässt der Prestigefaktor der Risse nicht kalt. Michi kommt, direkt von einer Skitour, zum Sichern und bringt Kaffee mit. Eine freundschafltiche Großtat.

Man genießt den schönen Tag...
Man genießt den schönen Tag...

14:20 - Nach der Kaffeepause kommt schon eine weitere altbekannte und für den Sektor namensgebende Tour: die Güntherwand. Allerdings ist's hier ziemlich brüchig und ständig hat man das Gefühl, es fällt einem ein Block in der Größenordnung eines Autos auf den Kopf. Also Touren so schnell als möglich abknipsen und nichts wie weg hier. Wenigstens hat es aufgehört zu nieseln. Ach ja, die 33 ist auch gefallen. Ich glaub das "Comptonband" war's. Langsam machen sich Ermüdungserscheinungen breit. Leisten, die ich sonst richtig gut halten kann, lassen mir plötzlich nur mehr ein sehr kurzes Zeitfenster, um zu den nächsten guten Griffen zu kommen. Wir verabschieden Jürgen in Richtung Schöckl - viel Glück beim Vienna City Marathon auf diesem Wege! UND DANKE!!!!

 

15:15 - "Laurins Rache" (8-) ist die erste Tour, die mich abwirft. Keine Kraft mehr für Züge im Dach. Und auch keine Lust, noch mehr Kraft beim Ausbouldern zu verlieren. Einfach weitermachen. Jetzt kommt schwierigkeitsgradmäßig das dicke Ende. 7- 6+ 7- 7 uuuund der gefürchtete "Dülferriss" - alle, die ihn kennen, wissen was los ist. War aber dann doch nicht so extrem schwer, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Auf jeden Fall fühl' ich mich platt. Meine Gedanken sind auch schon etwas durcheinander und ich kann mir von einer Tour zur nächsten nicht mehr merken, welche Nummer wir gerade hatten. Irgendwas mit 40. Zum Glück zählt Michi mit. Und Jules, der mit dem Rad zum Sichern kommt. Es wird Zeit für eine Pause und einen Energy Cake.

 

17:00 - Zurück im Sektor Platten. Wir haben ausgerechnet, wenn ich die Sektoren Platten, Gelbe Platte und Zsigmondy komplett checken kann, komm' ich auf 68 Routen - genau 50% aller Routen hier. Das ist das Ziel. Ein schönes Ziel. Hier gibt's fast nur leichte Touren, aber es hängt sich an. Und es wird dämmrig. Auf einmal steht Fabio da! Er mag nicht mehr lernen, sagt er! Statt auf die Couch - zum Sichern nach Andritz. Und nochdazu mit Stirnlampe. That's the spirit - thank you!

18:30 - Das Ende ist in Sicht. Solange die Stirnlampen brennen zumindest. Ich klettere schon sehr ferngesteuert und bemerke, dass mir langsam der Nacken und besonders der Rücken zu schmerzen beginnen. Der "Direkte Zsigmondy" verlangt mir dann noch einmal alles ab. Die letzte Hürde ist geschafft. Jetzt nur noch ein paar 4er. Ich bemerke, dass ich den Sektor Totenkirchl mit seinen langen und schweren Routen gemieden habe. Da geht noch was und ich überrede die Jungs, mich für zwei Touren dort zu sichern. 70 ist so schön rund, sage ich, und verspreche, dass ich dann aufhöre.

 

19:30 - Fabio schickt mich in die "Totenkirchl SO" (7-). Nachdem ich ja sowieso schon gewonnen habe, steige ich ein. Ein headlamp-onsight nach 68 Routen in einer 7- ist ein Kampf bis aufs Blut. Ich hätte nicht gedacht, dass man bei 3°C so schwitzen kann. Eine noch - das "Linke Totenkrichl"! In meiner Erinnerung eine der stolzesten Linien im ganzen Klettergarten und damit ein würdiger Abschluß.

Mit Würde hat das leider nichts mehr zu tun gehabt. Nervlich (ob der Hakenabstände) und körperlich völlig ausgelaugt, kämpfe ich mich nach oben und rechne jede Sekunde mit einem Sturz ins schwarze Nichts. Vermutlich wäre ich bei Tageslicht auch gestürzt. Bin ich aber nicht.

 

19:52 - Let's call it a day! Die letzten beiden Routen haben mir die Entscheidung leicht gemacht. 4er und 5er hätte ich wohl noch die ganze Nacht, wenn auch unter Schmerzen, klettern können. Jetzt bin ich aber sehr dankbar, dass es zu Ende ist! Dank gilt auch meinen wirklich selbstlosen Sicherern Jürgen, Michi, Jules und Fabio, die mir das ermöglicht haben. Es sind tätsächlich 70 Routen geworden! WOW.

Langsam fällt die Anspannung ab und es fällt mir schwer aufrecht zu gehen. Ich sehne mich nach einem Bad und meinem Bett. Zu Hause sehe ich, dass mir meine liebste Freundin eine Pizza bestellt hat.

Was für ein wunderschöner Tag.


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